Mittwoch, 23. Januar 2013

Das kommt mir doch sehr spanisch vor ...

... endlich Multimillionär !!!


 

Leid und Freude liegen oft eng zusammen, das hat wohl jeder im Leben schon einmal erfahren.
So erreichte mich gestern ein „anwaltliches“ Schreiben ohne Datumsangabe (Stempel der spanischen Post vom 16.01.13) mit der traurigen Nachricht, dass sich ein Familienmitglied aus Deutschland vom irdischen Dasein verabschiedet hat.


Nun hat dieser arme (bezogen auf sein Ableben) Mensch ein kleines Vermögen von 11,5 Mio. US-Dollar vor seinem Tod bei einem Sicherheitsdienst in einem „diplomatischen Schließfach“ in Spanien hinterlassen.
Obwohl es allein in Deutschland 99 Telefonbucheinträge und ca. 264 Personen in 38 Städten und Landkreisen (Quelle: verwandt.de/karten/) gibt, mit denen ich den Familiennamen teile, und davon bei der Vornamenshäufigkeit „Wolfgang“ (so hieß der angeblich Verblichene) an vierter Stelle steht, wurde ich nach langem mühevollen Suchen als einzige Verwandte und Erbin gefunden.
Natürlich ist die ganze Transaktion „vertraulich“ und auch „streng geheim“, schließlich hat der Herr Barrister Robert Huber aus der Chron Abogados in der Via Laietana 28 in Barcelona auch gleich Vorstellungen, was mit diesem „ererbten“ Geld zu geschehen hat –
20% gehen als Schenkung an Hilfsorganisationen und die übrigen 80% werden gleichmäßig „an uns“ verteilt.
Das in gebrochenem Deutsch verfasste Schreiben mit dem Hinweis auf diesen unerwarteten Geldsegen endet (wörtliche Übernahme mit allen Fehlern):
„Falls das Geschäftsleben nicht Ihre Moral entspricht, dann bitte ich Sie meine Entschuldigung zu akzeptieren. Falls Sie im Gegenteil wünschen mit mir dieses Ziel zu Erringen, dann bitte ich Sie für weitere Detail mit mir kontakt aufzunehmen.“
Nun ja, solche unseriösen Geschäftspraktiken entsprechen keineswegs meiner Moral und das Vergnügen der Kontaktaufnahme werde ich dem „Barr. Robert Huber“ natürlich auch nicht machen.
Kaum vorstellbar, welche Gefühle ein solches Schreiben bei Menschen zunächst auslösen kann, die tatsächlich ein Familienmitglied mit dem angegebenen Namen haben, der nun angeblich verstorben ist.
Man muss allerdings auch sehr geldgierig und gutgläubig sein, ein solches Schreiben als echt anzusehen und es ist kaum zu glauben, dass Empfänger tatsächlich darauf antworten, um dann später die in Folgeschreiben geforderten, angeblich entstandenen Kosten und verauslagten Anwaltsgebühren zu begleichen.
Schon auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass es sich um ein auf einem Billig-Farbkopierer hergestelltes Vervielfältigungsschreiben - ohne Datum und mit kopierter Unterschrift - handelt.
Und auch bei „Tante GOOGLE“ wird vor der vorgetäuschten Kanzlei des „Barrister Robert Huber Esq (Valencia) - 19th April 2010“ bereits gewarnt.
Vielen Dank für all Ihre Mühe, Herr „Barr. Robert Huber“, die 0,75 Euro Porto hätten Sie sich sparen können (die Briefmarken haben schon einen Abnehmer gefunden), mich hat Ihr Schreiben nur erheitert.
Überlassen Sie meine „ererbten“ 11,5 Millionen US-Dollar ruhig dem spanischen Staat, dann muss der vielgepriesene Rettungsschirm nicht ganz so weit aufgespannt werden ...

 




Update vom 03.02.2013

Inzwischen haben sich weitere potentielle „Millionäre“ per Email bei mir gemeldet, um mitzuteilen, dass sie gleichlautende Schreiben erhalten haben.

Leider kann man gegen solche unseriösen (ich halte sie für kriminelle) Geschäftsmodelle nicht mit rechtsstaatlichen Mitteln vorgehen, da die Täter aus dem Ausland wirksam werden.

Daher gilt es Schriftstücke aufmerksam zu lesen, das Denkvermögen nicht auszuschalten, sich gegebenenfalls zu informieren – und dann das Schreiben in der Rundablage (Papierkorb) zu versenken.
Offensichtlich wurden solche Schreiben in Größenordnungen verschickt. Und wenn nur einige Leute im Sinne dieser Ganoven reagieren, rechnet es sich für diese auch.

 

Update vom 20.02.2013

Gleichartige Briefe werden offensichtlich auch von einer anderen angeblich spanischen Anwaltskanzlei aus Madrid verschickt, darin gibt sich eine „Maria Baylos“ als Anwältin aus.

 

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